Die Geschichte des heiligen St. Martin hat jeder sicher schon einmal gehört – aber was genau feiern wir?
Der Martinstag ist nach dem heiligen Martin von Tours benannt, einem römischen Soldaten geboren im Jahre 316 n.Chr.
Während seiner Zeit als Soldat ereignete sich der berühmte Vorfall „Umhang“, für den St. Martin so berühmt ist:
Eines Nachts in einem ungewöhnlich strengen Winter traf Martin einen Bettler vor den Toren der Stadt Amiens, der nichts anhatte. Martin betete, dass die Passanten Mitleid mit dem nackten Mann haben würden, da er selbst auch nur seinen Mantel und das schlichte Gewand eines Soldaten hatte. Jedoch kam ihm niemand zu Hilfe, und so nahm Martin sein Schwert, schnitt seinen Umhang in zwei Teile und gab dem Bettler die Hälfte. In dieser Nacht hatte Martin einen Traum, in dem der auferstandene Christus einen halben Umhang trug und seinen Engeln erzählte, dass Martin ihn ihm gegeben hatte.
Unmittelbar nach diesem Vorfall wurde Martin getauft, aber er konnte die Ethik der Kriegsführung nie mit dem Christsein in Einklang bringen und verließ nach weiteren zwei Jahren die Armee.
Er lebte in einem Kloster und wurde schließlich sogar Bischof. Er wurde später von der katholischen Kirche wegen seiner Nächstenliebe heiliggesprochen. Der Legende nach wurde er über 80 Jahre alt und wurde schließlich am 11. November 397 n.Chr. beerdigt – und diesen Tag feiern wir in jedem Jahr als Martinstag oder Martini, wie es in Bayern und Österreich heißt.
Was bedeuten die Laternen?
In vielen Teilen Deutschlands ist es Tradition, dass Kinder an einer Prozession von Papierlaternen teilnehmen, um an St. Martin zu erinnern. Sie stellen ihre eigenen kleinen Laternen in der Schule oder im Kindergarten her und versammeln sich dann auf den Straßen der Stadt, um Lieder über den guten alten Martin und ihre Laternen zu singen. Oft führt ein als St. Martin gekleideter Mann mit einem langen roten Umhang die Parade zu Pferd an.
Dann ist der 11. November also ein großer Feiertag?
Der Tag selbst ist offiziell kein Feiertag, aber in den letzten Jahren haben sich die Laternenprozessionen in katholischen und protestantischen Gebieten Deutschlands verbreitet. So wie der Weihnachtsmann wenig mit der Geburt Christi zu tun hat, ist der St. Martinstag heutzutage wahrscheinlich besser wegen der Laternenumzüge bekannt als wegen der heiligen Geschichte.
Was mache ich also am St. Martinstag?
Wenn Sie Kinder haben, verbringen Sie die Tage vorher wahrscheinlich mit dem Basteln der Laternen und den Abend selbst draußen mit ein paar anderen Eltern und ihren Kindern beim festlichen Laternenumzug.
Früher wurden die selbstgebastelten Laternen mit Teelichtern und echten Kerzen bestückt, weshalb am St. Martinstag so manche Träne floss. Denn die Laternen waren meist aus dünnem Papier oder Karton. Und dieses Material neigt leider dazu, ziemlich schnell Feuer zu fangen. So gehörten weinende Kinder, deren Laternen schon vor Beginn der Prozession abgebrannt waren und die sich traurigem Gesicht an einen verkohlten Stock klammerten, zum normalen Bild an diesem Tag.
Heutzutage werden die Laternen gottlob mit batteriebetriebenen Lämpchen oder LED-Teelichtern betrieben.
Was mache ich, wenn ich keine Kinder habe? Gibt es noch etwas anderes?
Wie an den meisten Feiertagen gibt es auch am St. Martinstag etwas Besonderes zu essen. Die traditionellen Gerichte sind Martinsgänse, süß als Hefegebäck und als Gänsebraten mit Rotkohl und Knödeln.
Gänsebraten mit Weinäpfelsauce
Unser Lieblings-Gänsebraten: gefüllt mit saftigen Bratäpfeln und traditionell serviert mit Knödeln und Rotkohl.
HIER geht’s zum Rezept
Süße Martinsgänse aus Quarkteig
Die schmecken wie frisch vom Bäcker! Süße, weiche Martinsgänse aus Quarkteig in Vanillezucker gewälzt.
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Lecker! Aber warum Gans?
Der Legende nach sollte Martin nach dem Tod des Bischofs von Tours der nächste Bischof werden. Die Menschen wollten ihn unbedingt als Bischof, um ihn für all seine guten Taten zu ehren. Doch Martin zögerte zunächst und versteckte sich in einem mit Gänsen gefüllten Stall, um den Beamten der Kirche zu entkommen. Den Gänsen war es offenbar nicht recht, dass Martin ihren Stall als Versteck benutzte und so verrieten sie mit ihrem lauten Geschrei, wo Martin sich verborgen hielt. Dieser wertete das als Zeichen Gottes und stimmte schließlich zu, das Bischofsamt anzutreten.
Manche vermuten, dass die Gänse für Ihren Verrat mit dem Leben bezahlen mussten und deshalb an diesem Tag gegessen werden. Wahrscheinlicher ist jedoch die Erklärung, dass der Todestag des heiligen St. Martin gleichzeitig der Beginn des Adventsfastens war und die Gläubigen den Tag als letzte Chance sahen, noch einmal richtig zu schlemmen, bevor sie bis Weihnachten auf fettiges Essen und Alkohol verzichten mussten.
Ich bin nicht gläubig, mag keine Gans und habe keine Kinder – was jetzt?
Nun, praktischer weise ist am 11.11. um 11:11 Uhr auch der Beginn der fünften Jahreszeit! Feiern Sie also alternativ einfach den Beginn des Karnevals!